Kirchengeschichte
1873 - 1899 Die Vorgeschichte
Ab 1873, Niendorf/Ostsee gehörte noch zur Kirchengemeinde Travemünde, setzte ein erhöhter Zustrom an Sommergästen ein. Damit ergab sich die Notwendigkeit, sie auch gottesdienstlich zu betreuen.
Ab 1889 geben Pastoren aus Travemünde, Lübeck und Hamburg Bibelstunden im Hotel Elisabethbad (später Diakonissenkinderheim Haus Nazareth). Senior Ranke, Hauptpastor von St. Marien zu Lübeck wurde zum Hauptinitiator einer eigenen Niendorfer Kirche. Friederike Sydow, eine Hamburger Kaufmannsfrau, stiftete das Grundstück. Architekt Schaumann aus Lübeck plante eine Kirche im neuromanischen Stil. Mit dem Bau wurde der Zimmermeister Hardt und der Maurermeister Hargus beauftragt.
Am 12. August 1898 erfolgte die Grundsteinlegung mit 500 Gästen. Sie stand unter dem Psalm 46: "Wenngleich das Meer wütete und wallete."
Eingeweiht wurde die Kirche am 10. August 1899, jedoch noch ohne Glocken.
1899 - 1912 Die Travemünder Zeit
Senior Ranke hatte nach der Einweihung der Kirche noch zwei grössere Probleme:
Es lastete eine Restschuld von 4.400 Mark auf der Kirche. Das Problem löste sich durch eine Spende des Lübecker Senators Behnke und einen grossen Bazar.
Das zweite Problem - weder Travemünde noch Eutin wollten die Kirche übernehmen - erledigte sich im Jahr1912 mit der Schaffung einer eigenen Kapellengemeinde Niendorf/Ostsee, zu der auch die Dörfer Häven und Warnsdorf gehörten. Anmerkung: Eine Kapellengemeinde bezeichnet in der kirchlichen Organisation eine Körperschaft, die über ein eigenes Gotteshaus verfügt, aber keine Pfarrstelle besitzt. Die Predigten hielten aus Ratekau abgeordnete Geistliche. In der Zwischenzeit löste der Pragmatiker Ranke auch das Problem der fehlenden Kirchenübernahme, indem er sich selbst ins Grundbuch eintragen liess.
1912 - 1946 Niendorf/Ostsee als Kapellengemeinde
Von nun an gab es regelmäßige Gottesdienste in Niendorf/Ostsee. Im Sommer allsonntäglich, im Winter einmal im Monat an einem Abend.
Weiterhin herrschte eine rege Bau- und Renovierungstätigkeit:
1922 Einbau einer elektrischen Beleuchtung
1926 Anbau einer Leichenhalle (bis dahin wurde noch in Travemünde bestattet)
1930 Die zweite Glocke (H) wurde zur Ehre Gottes von der Augsburger Konfession gestiftet.
1943 mussten die Lutherglocke, zwei Altarleuchter, eine Taufschale, ein Opferbecken und eine Opferschale an die Staatsmacht abgeliefert werden.
1946 - Heute
1946 wurde Niendorf/Ostsee von Landespropst Kiekbusch zur Kirchengemeinde erhoben
1947 erhielt die Gemeinde am 5. Mai mit Pastor Heinz Deiseroth ihren ersten Ortsgeistlichen
1948 Der Lazarettpatient Emil Green schnitzte die Wandleuchter mit folgenden Motiven: Ewer, Seenotrettungsboot, Kriegsfischkutter von Fischer Ruge, Bark Niobe, Segelboot Hans Papa und Segelboot von Ernst Evers.
1948 Ein ostpreußischer Drechslermeister fertigte zwei Kronleuchter in Form von Steuerrädern. Diese hängen heute im Querschiff.
1951 - 1954 Neue Fenster und Kirchenbänke sowie diverse Reparaturen
1956 kleine Kemper Orgel
1959 Drei neue Glocken. Diese wurden in der Wilhelmshütte im Harz gegossen.
1964 Architekt Burmeister aus Eutin erweiterte die Kirche von 50 auf 150 Plätze durch den Bau eines Querschiffes und die Vergrösserung des Vorraumes. Der Glockenturm wurde auf 30 Meter erhöht.
1999 gab es zur Jahrhundertfeier ein neues Dach
2004 erhält die Petri-Kirche einen neuen Innenanstrich (Eigenarbeit der Kirchenvorstandsmitglieder!), ein neues massives Holzkreuz, das das bisherige furnierte ersetzte sowie neue Teppiche, die der Frauenkreis stiftete.
2023 Einweihung der neuen Ahrend Orgel am 30. September 2023.
Es gab zahlreiche Stiftungen für das Gotteshaus:
Altar (heute im Vorraum) Großherzog Peter von Oldenburg (Landesherr)
Harmonium: Familien von Schlözer und Winkler aus Lübeck
Kirchenfenster: Rechtsanwalt Plessing aus Lübeck
Schnitzereien auf der Kanzel: vier ungenannte Damen aus Lübeck
Abendmahlsgerät: Familie Tunk aus Lübeck und Familie von Rumohr aus Warnsdorf
Wetterhahn: alte St. Lorenzkirche in Lübeck. Von ihr sollte auch eine Glocke geliehen werden, die aber nicht passte.
Bild Christus in Getsemaneh: Kopie von O.L. (?) nach dem meist kopierten Gemälde der Welt von Heinrich Hoffmann (1824 - 1911). Das Original hängt in der River Side Church in New York
Quelle: Hans-Joachim Becker †